Auwaldzecke – Vorkommen und Biologie

Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) gehört zur Familie der Schildzecken. Auch heute kommen sie vorwiegend im südwestlichen und östlichen Deutschland vor und sitzen auf sonnigen Büschen und Bäumen. Größere Gefahren drohen auf offenen Flächen und in lichten Wäldern. Wiesen, Waldlichtungen und Brachen gehören zum bevorzugten Lebensraum der Auwaldzecke.

 Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)
Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)

Das erfährst Du über die Auwaldzecke:

[toc]

Was ist eine Auwaldzecke

Die Auwaldzecke trägt den lateinischen Namen Dermacentor reticulatus. Ihre ersten Vorkommen führen bis in die späten 1990er in weite Teile von Ostdeutschland und Südwestdeutschland zurück, wie die südlichen Elbtalauen und Baden-Württemberg. Bis dahin führten Auwaldzecken ein relativ beschauliches und verborgenes Leben. Seit dem ersten Auftreten mehrten sich die Meldungen der Auwaldzecke, die sich bis in die nördlichen Regionen hin ausbreiten. Nicht selten werden die Hunde von der Auwaldzecke gestochen. Förderlich für die Vermehrung und Verbreitung dieser Zeckenart ist das zunehmend wärmere Klima in Mitteleuropa.

Standorte der Auwaldzecke

Die Auwaldzecke hält sich auf sonnenwarmen Flächen auf und kann Trockenheit über eine gewisse Zeit recht gut vertragen. Gerade in den Überschwemmungsgebieten gibt es sehr viele Auwaldzecken. Eher selten beißt sie einen Menschen, sie zieht Hunde vor.

Aber auch über die deutschen Grenzen hinaus hat sich die Auwaldzecke einen Lebensraum geschaffen. Im Süden reicht die Ausbreitung bis in den Mittelmeerraum. Hier leben die Tiere vor allen Dingen in den höheren, kühleren Lagen wie zum Beispiel in Südfrankreich und auf Korsika. Aber auch in Nordspanien und Portugal findet die Auwaldzecke den Lebensraum, den sie braucht. Zugleich ist sie in Osteuropa verbreitet.

Zugegeben: Früher war die Auwaldzecke ein seltenes Mitbringsel aus Ost- und Südeuropa. Dieser gefährliche Parasit setzt sich zunehmend in anderen Regionen fest. Dank ihrer auffälligen Rückenzeichnung trägt die Auwaldzecke den Namen Buntzecke. Auf den ersten Blick wirkt der Parasit wie eine kleine Spinne.

Der Lebenszyklus der Auwaldzecke

Bevor die Auwaldzecke zur nächsten Entwicklungsstufe übergeht macht sie eine Häutung durch. Dafür braucht die Zecke Blut. Ein weibliches Tier muss vor der Eiablage Blut zu sich nehmen. Im Vergleich zu anderen Arten sind die Lebenszyklen relativ kurz. Sie laufen nur in einer Vegetationsperiode von Frühjahr bis Herbst. Vergleichen wir das mit der Entwicklung des gemeinen Holzbocks, nimmt die Entwicklung 2-3 Jahren Anspruch.

Jede Zecke durchläuft drei Stufen der Entwicklung:

  1. Larve
  2. Nymphe
  3. erwachsenes geschlechtsreifes Männchen oder Weibchen

Eine Auwaldzecke liegt ihre Eier früher ab. Daraus schlüpfen die Larven. Im ersten und zweiten Entwicklungsschritt befallen die Zecken kleine Säugetiere wie zum Beispiel Mäuse. Die Larven kommen zumeist in den Monaten von Mai und Juni vor, während die Nymphe von Juni bis August ihre Hauptsaison haben. Mittlerweile gibt es zwei Höhepunkte für die erwachsene Auwaldzecke. Sie ist zum einen im Herbst anzutreffen und in den Monaten September und Oktober und zum anderen im Frühjahr in den Monaten April und Mai.

Das jahreszeitliche Auftreten der Auwaldzecke

Vergleichen wir die Auwaldzecke mit dem Gemeinen Holzbock, gehört die aktive Zeit in den Januar und Februar. Die Temperaturen sollten am Tag über 0 °C liegen. Eher seltener droht die Gefahr der Auwaldzecke in den warmen Sommermonaten von Juni bis August. Lokal kann es zu sehr hohen Dichten kommen.

Die Männchen nehmen über mehrere Tage ihre Blutmahlzeit zu sich und sitzen oftmals direkt neben den Weibchen. Dann können Sie die Weibchen bei dieser Gelegenheit begatten. Im Vergleich zu den erwachsenen Tieren finden Sie die Nymphen und die Larven auf Kleinsäugern wieder.

Wo leben die aktiven Zecken?

Die Zecke, die auf der Suche nach Ihrem Wirt ist, wartet auf einem Grashalm, in Stauden und auf Kräutern, die eine maximale Höhe von 1, 50 Meter erreichen.

Wie erkenne ich die Auwaldzecke?

Die Auwaldzecke erkennen Sie an dem typischen Rückenschild, das im Gegensatz zum Holzbock eine marmorierte Farbe hat. Hat sich ein Weibchen vollständig mit Blut vollgesogen, ist es oftmals größer als der Holzbock. Auch im vollgesogenen Zustand reichen die Beine an der Seite über die halbe Länge des Körpers hinaus. Vor dem Blutsaugen sind die erwachsenen, weiblichen Auwaldzecken zwischen 3 und 5 Millimeter klein. Die Nymphen erreichen eine Größe von maximal 1,2 Millimeter und die Larven bis zu einem halben Millimeter.

Was sind die besonderen Eigenschaften der Auwaldzecke?

Nymphen und Larven leben nur ein paar Wochen. Vor der Blutmahlzeit ist eine erwachsene Auwaldzecke relativ langlebig. Sie hält bis zu 2 Jahre ohne Mahlzeit durch und wartet geduldig auf ihren Wirt. Im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock hat die Auwaldzecke ein paar Augen seitlich an dem Schild gelegen. Mit Vorliebe befallen Auwaldzecken Wildschweine, Rotwild, Rehe und Dammwild. Die Nymphen und Larven haben es auf die Kleinsäuger abgesehen.

Für den Menschen bilden die Nymphen und die Larven keine Gefahr. Erst die ausgewachsenen Auwaldzecken können sich einen Menschen aussuchen, was aber relativ selten der Fall ist. Auf jeden Fall stechen die Parasiten keine Nutztiere im Nymphen- und Larvenstadium. Erst die erwachsenen Tiere befallen Schafe, Rinder und Pferde. Bei den Haustieren haben es die Auwaldzecken auf Hunde abgesehen. Von daher sollten Sie nach jedem Spaziergang Ihren Hund gründlich absuchen.

Übertragung von Krankheitserregern durch die Auwaldzecke

Haustiere

Auf Hunde können die Auwaldzecken die gefährliche Hundemalaria übertragen. Dafür reicht schon ein einziger Parasit, der die roten Blutkörperchen des Wirtes befällt. Die ersten Anzeichen der Krankheit sollten sich 1 bis 3 Wochen nach dem Zeckenstich zeigen. Zu den häufigsten Symptomen gehören verfärbter Urin, Atemnot, Fieber und Apathie.

Das Fachwort für die Hundemalaria ist die Babesiose. Jährlich verzeichnen die Tierärzte in Deutschland 3.000 bis 4.000 befallene Hunde. Wobei die Auwaldzecke speziell die Babesia canis canis überträgt.  Die Krankheitserreger sorgen dafür, dass die roten Blutkörperchen zerfallen und verursachen bei Ihrem Wirt Nierenversagen und Blutarmut.

Menschen

Da die Auwaldzecken den Menschen relativ selten befallen, sind nur wenige Krankheiten bekannt. Dennoch sollten Sie die Parasiten gründlich mit einer Zeckenzange entfernen. Bedenken Sie, dass die Auwaldzecke in Mitteleuropa zu einem der Träger für spezifische Bakterien, wie die Rickettsien, gehört. Sie sollten den Stich beobachten und bei Unwohlsein oder einer Wanderröte einen Arzt aufsuchen und auf den Zeckenstich hinweisen. Ebenso gefährdet sind die Menschen, die empfänglich für die Viren der Hundemalaria sind.

[ads_custom_box title=““ color_border=“#e87e04″]

Zusammenfassung

Die Auwaldzecke wurde zum ersten Mal in den späten 1990er in Südwes-t und Ostdeutschland nachgewiesen. Heute lebt sie in ehemaligen Hochwassergebieten, in Mitteleuropa und kommt in hohem Gras auf Lichtungen und Wiesen sowie in Wäldern vor. Vorzugsweise befällt die Auwaldzecke Wildtiere im Wald, aber auch Kleintiere wie den Hund. Seltener jedoch ist der Mensch das Ziel eines Zeckenstiches. Dennoch können die Auwaldzecken gefährliche Bakterien übertragen. Sie erkennen die Zecke an ihrem marmorierten Schild und den rötlichen Beinchen. Zudem soll dieser Parasit ein paar Augen haben. Haben Sie einen Zeckenstich nach dem Spaziergang entdeckt, sollten Sie diesen mit einer Zeckenzange entfernen und in den nächsten Wochen beobachten.

[/ads_custom_box]

 

Autor: Anna Nilsson

Ihre Artikel entsprechen dem aktuellen medizinischen Wissensstand und begründen sich auf ärztliche Fachliteratur und medizinischen Leitlinien.