Krankheiten nach einem Zeckenbiss

Zeckenbiss behandlung bei einer Frau am Arm

Übersicht aller Krankheiten durch Zecken

Borreliose, FSME Frühsommer-Meningoenzephalitis, Babesiose, Ehrlichiose und Neoehrlichia

In verschiedenen Regionen des deutschen Raumes übertragen Zecken mehr als 50 verschiedene Erreger, die zu Krankheiten nach einem Zeckenbiss führen und welche die Betroffenen mit einer gefährlichen Krankheit anstecken können.

Zeckenbiss behandlung bei einer Frau am Arm
Zeckenbiss Behandlung beim Arzt – Urheber: alexraths / 123RF.com

 

Krankheiten die durch Zeckenbisse übertragen werden

Zecken übertragen unterschiedliche Krankheiten. Neben der bekannten Frühsommer-Meningoenzephalitis und Borreliose sind 50 weitere Erreger bekannt, die durch den Stich einer Zecke ins menschliche Blut gelangen. Darunter sind Einzeller, Bakterien und Viren. Im Folgenden lernen sie die Häufigsten kennen.

Borreliose

Die häufigste von Zecken übertragene Krankheit ist die Borreliose. Ihre Symptome sind leicht verwechselbar mit anderen Infektionen. Deshalb ist sie schwer zu diagnostizieren. Sie kommt in unterschiedlichen Verlaufsformen vor. Je früher der Arzt sie diagnostiziert, desto besser ist sie antibiotisch behandelbar. Die grippeähnlichen Symptome zeigen den Beginn der Krankheit an, die in mehreren Phasen verläuft. Die Bakterien befallen bei Nichterkennen Organe, das Nervensystem und die Gelenke.

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Zecken Krankheiten, Entfernen
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FSME Frühsommer-Meningoenzephalitis

Ein durch Zecken übertragener Virus löst die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis aus. Sie gehört zu den häufigsten Krankheiten eines Zeckenbisses. Die Viren entfachen eine Gehirn- oder Hirnhautentzündung, die tödlich endet. Seit einiger Zeit steht eine Impfung gegen FSME zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie für Bewohner betroffener Gebiete, die vor allem in Süddeutschland liegen. FSME kommt verglichen mit Borreliose selten vor.

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Babesiose

Die mit Malaria verwandte Babesiose ist eine wenig erforschte Krankheit. In Europa kommt der Erreger vor allem am Mittelmeer vor. Es existieren keine standardisierten Tests zu seiner Feststellung. Eine Infektion manifestiert sich mit Symptomen wie Müdigkeit, Fieber und Muskelschmerzen. Die Parasiten zerstören die roten Blutkörperchen.

In den betroffenen Gebieten erhalten Patienten kaum medizinische Versorgung. Bei Menschen tritt die Krankheit seltener auf als bei Hunden und Rindern. Die als „Hundemalaria“ bezeichnete Krankheit führt bei Vierbeinern rasch zum Tode. In Deutschland überträgt die Dermacentor reticularis (Auwaldzecke) den Erreger.

Ehrlichiose

Die Krankheit aus einem Zeckenbiss verläuft harmlos und meist ohne Symptome. In gewissen Fällen zeugen Rücken-, Kopf- oder Muskelschmerzen sowie Fieber und Übelkeit von einer Infektion. Bei Zusatzinfektionen mit anderen Bakterien sind diverse Komplikationen vorprogrammiert. In Deutschland sind jährlich 3.000 Neuinfektionen von Ehrlichiose bekannt, die in den verschiedensten Formen abläuft. Im Gegensatz zu den kommunen Ehrlichien ist die Infektion mit dem vor einigen Jahren entdeckten Bakterium Neoehrlichia tödlich.

Neoehrlichia

Eine Studie schwedischer Forscher der Universität Göteborg zeigte, dass Neoehrlichia durch einen Zeckenbiss in das menschliche Blut gelangt. Das Bakterium ist schwer zu entdecken, da es zu den intrazellulären Bakterien gehört und nicht in Kulturen vermehrbar ist. Seine Feststellung geschieht mit einem Gentest. Zecken sind die Hauptträger von Neoehrlichia und befallen laut der Studie vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem und entfernter Milz.

Die erste Identifikation des Bakteriums stammt aus dem Jahre 1999. Bis 2007 waren keine Symptome der Infektion bekannt. Dann stellte sich heraus, dass sie Anämie, Gelenkschmerzen, Fieber und Hautausschläge verursacht. Außerdem bewirkt ein medizinisch nicht erschlossener Effekt Embolien und Venenthrombosen, welche tödliche Aneurysmen auslösen. Der erste Infektionsnachweis des Erregers Candidatus Neoehrlichia mikurensis bei Menschen geschah 2010.

Laut der schwedischen Forscher um Anna Grankvist geht eine große Gefahr davon aus, weil die Ärzte häufig die Krankheit nicht erkennen und falsche Therapien anordnen. Die rechtzeitige Diagnose der Krankheit, durch einen Zeckenbiss verursacht, erlaubt eine antibiotische Therapie, die zum Abklingen der Symptome und Heilung führt. Die Krankheit ist laut der schwedischen Forschergruppe der Sahlgrenska Academy in Göteborg vor allem für ältere Menschen gefährlich. Von 2010 bis 2014 infizierten sich in Europa 19 Menschen mit dem Erreger.

Fleckfieber (Rickettsiose)

Zecken übertragen die Rickettsien. Das sind Bakterien, die verschiedene Arten von Fleckenfieber auslösen. In Europa ist vor allem das Mittelmeer-Fleckenfieber bekannt. Es kommt in diversen mediterranen Regionen vor. Die Bakterien dringen in die Wände der Blutgefäße ein und verursachen charakteristische punktförmige Einblutungen aus feinen Kapillaren in die Schleimhäute oder in die Haut. Eine Entzündung der Lymphknoten begleitet die Infektion. Ein schwerer Verlauf führt zu Enzephalitis oder schweren Hautschädigungen mit Nekrosen.

Für den Nachweis der Erreger stehen diverse Labortests zur Verfügung. Die Therapie mit einem Breitband-Antibiotikum ist bei frühzeitiger Erkennung der Krankheit erfolgreich. Die Krankheit eines Zeckenbisses kommt in Amerika in der Form des Rocky-Mountain-Fleckfiebers vor. Weitere Varianten sind das südafrikanische Fleckfieber oder das Boutonneuse-Fieber.

Krim-Kongo-Fieber

Eine weitere Krankheit eines Zeckenbisses ist das Krim-Kongo-Fieber. Es verläuft lebensbedrohlich, da es die Blutgerinnung behindert. Folgen sind innere Blutungen, Darmblutungen oder Bluterbrechen. Die Sterberate liegt bei 50 Prozent. Das Leiden kommt in Afrika, Asien und Südosteuropa vor. Der Auslöser ist der Crimean-Congo- Haemorrhagic-Virus. Menschen infizieren sich entweder direkt über Zeckenstiche oder über angesteckte Tiere wie Kühe, Hasen, Ziegen oder Schafe. Dies sind einige der über 50 Krankheiten, deren Erreger über Zeckenbisse den Weg ins menschliche Blut finden.

Zeckenforschung und ihre Ergebnisse

Die Zeckenforschung rund um die Krankheiten durch Zeckenbisse hat im Laufe der letzten Jahre viele lebensrettende Ergebnisse hervorgebracht. Dennoch liegt viel Arbeit vor den Forschern, um die bestehenden Therapien weiter zu verfeinern und auf der Hut zu sein vor neuen Erregern. Die Bakterienwelt untersteht einem Wandel. Somit ist es möglich, dass im Laufe der Zeit weitere unbekannte Erreger den Weg ins menschliche Blut finden. Neue Erreger brauchen neue Therapien, um die Menschheit zu schützen.

Ein anderer Weg, die Anzahl der Krankheiten durch Zeckenbisse zu minimieren, ist die Bekämpfung der Zecken. Das Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule beschäftigte sich in den letzten Jahren mit biologischer Zeckenbekämpfung. Mit der Präventions-App „Zecke“ sammeln sie seit März 2015 Stichdaten. Mit der gesammelten Datenmenge verifizierten die Verantwortlichen eine Gefahrenkarte. Das übergeordnete Ziel ist die Entwicklung einer Zeckenfalle, die im Moment zurückgestellt ist. Die Forschung rund um Zecken läuft dieses Jahr weiter.

In betroffenen Regionen informieren sich die Bewohner über mögliche Gefahren. Dies bedeutet nicht, dass das Zu-Hause-bleiben die Alternative ist. Spaziergänge sind wichtig. Vorsichtsmaßnahmen genügen, da Erreger erst nach einigen Stunden ins Blut gelangen. Wer eine Zecke unmittelbar nach dem Ausflug entdeckt und entfernt, hat nichts zu befürchten.

Quellen:

https://academic.oup.com/cid/article/58/12/1716/2895431/Infections-With-the-Tick-Borne-Bacterium

http://www.zeckenliga.ch/downloads/abschluss_newsletter_akstrategy_2016.pdf

Candidatus Neoehrlichia mikurensis: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/06/04/neue-gefaehrliche-zecken-krankheit-entdeckt/

 

Autor: Anna Nilsson

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