Die Zahl der Erkrankungen (Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis /FSME), die durch einen Zeckenbiss übertragen werden, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Vor allem Süddeutschland ist eines der Zeckengebiete, die von den kleinen Spinnentieren stark bevölkert werden.
Die Zahl der FSME-Fälle nimmt jährlich zu.
Im Jahr 2011 gab es mehr als 400 registrierte FSME-Fälle (zutreffend auf südliche Zecken-gebiete), Tendenz steigend. Bei FSME handelt es sich um eine durch einen Virus hervorgerufene Hirnhautentzündung. Der Virus wird durch den Biss einer Zecke übertragen und gelangt so direkt ins Blut. In sehr schweren Fällen kann es neben einer Hirnhautentzündung, die meist problemlos wieder abheilt, zu einer Gehirnentzündung kommen. Auch das Rückenmark kann betroffen sein. Dies ist die schlimmste Form von FSME, die im Extremfall tödlich endet.
Borreliose tritt außerhalb der Zeckengebiete auf
Neben FSME kann durch einen Zeckenbiss auch Borreliose übertragen werden. Im Gegensatz zu FSME gibt es für Borreliose keine Zeckenimpfung, obwohl diese Erkrankung im Vergleich sehr viel häufiger auftritt. In der Regel ist Borreliose weniger gefährlich, sofern sie rechtzeitig erkannt und mit Antibiotika entsprechend behandelt wird. Unbehandelt kann auch die Borreliose für den Menschen gefährlich werden. Eine Infektion mit Borreliose kann überall, also auch außerhalb der gefährlichen Zeckengebiete, auftreten.
Zeckengebiete in Deutschland und Europa
Ein erhöhtes FSME-Risiko haben die Zeckengebiete in Süddeutschland. Dazu zählen neben Baden-Württemberg und Bayern auch Teile von Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen sowie des Saarlands. Bundesweit besteht in 140 Land- und Stadtkreisen ein erhöhtes FSME-Risiko (Quelle: Karte der Risikogebiete, Robert-Koch-Institut, Stand: 20.04.2012).
Neue Zeckengebiete wurden aktuell in Baden-Württemberg (Stadtkreis Ulm), Bayern (Stadtkreis Kempten) und im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis) ausgewiesen. Außerhalb der Zeckengebiete wurden in Deutschland vereinzelt auch in Bundesländern wie Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen FSME-Fälle gemeldet. Eine Infektion mit dem Erreger kann also auch außerhalb der risikoreichen Zeckengebiete nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
In Europa sind Teile der Schweiz und Österreichs sowie Rumäniens, Bulgariens und Ungarns als Zeckengebiete ausgewiesen. In den skandinavischen Ländern gibt es nur kleinere Zeckengebiete in Südostschweden. Besonders betroffen sind die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Und auch Russland und Weißrussland gelten als gefährliche Zeckengebiete. Biologen gehen von einer weiteren Verbreitung der Zeckengebiete aus und führen dies unter anderem auf die durch CO2 verursachte Erderwärmung zurück.
Wer in die Zeckengebiete reisen will oder dort wohnhaft ist, sollte sich gegen den FSME-Erreger impfen lassen (zum Beispiel vor einem Campingurlaub oder einer Wandertour). Ein wirksamer Langzeitschutz wird durch drei Einzelimpfungen erzielt. Die zweite Dosis erhält der Patient ein bis zwei Monate nach Verabreichung der ersten Dosis. Hiernach besteht bereits ein optimaler Schutz gegen die Infektion. Mit der dritten Dosis ist ein Schutz für mindestens drei Jahre gegeben. Anschließend werden Auffrischungsimpfungen notwendig.
Erst über die Zeckengebiete informieren, dann impfen lassen
Eine Impfung wird wie bereits erwähnt allen Menschen empfohlen, die Zeckengebiete besuchen oder in Risikoregionen wohnen. Das Bundesland Baden-Württemberg (eines der gefährlichsten Zeckengebiete) empfiehlt den Bewohnern sogar eine flächendeckende Impfung ab dem ersten Lebensjahr. In Bezug auf mögliche Nebenwirkungen ist eine Impfung aber erst ab dem sechsten Lebensjahr empfehlenswert. Auch ältere und kranke Menschen vertragen den Impfstoff weniger gut, als gesunde. Deshalb sollte sich jeder gut über die Zeckengebiete informieren und beraten lassen. Die Schutzimpfungen werden teilweise von den Krankenkassen übernommen. Dies trifft vor allem auf die Zeckengebiete zu.
Nicht jede Zecke trägt die gefährlichen Erreger in sich und nicht jeder Zeckenbiss verursacht eine Erkrankung. Wer in Zeckengebiete reist oder dort wohnt, sich aber kaum in der Natur aufhält, benötigt nicht zwingend eine Zeckenimpfung. Ansonsten gilt es, sich entsprechend zu kleiden und den Körper nach einem Spaziergang oder der Gartenarbeit gründlich abzusuchen. Dies gilt sowohl für die gefährlichen Zeckengebiete als auch für alle anderen Regionen. Natürlich sind die durch die Zecken verursachten Krankheiten ernst zu nehmen. Dennoch sollte jeder genau abwägen, ob er eine Zeckenschutzimpfung (im Hinblick auf die möglichen Nebenwirkungen der Impfung und die entsprechenden Zeckengebiete) tatsächlich benötigt.
Sachsen und Thüringen gelten ebenfalls als Zecken-Gebiete
Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen auch in Mitteldeutschland. Bereits im Frühling misst das Thermometer unter Umständen über 20 Grad Celsius. Das führt dazu, dass die aktive Phase des „Gemeinen Holzbocks“ frühzeitig beginnt. In der Regel fängt die Zeckensaison im April an und endet im November. Herrschen in den Wintermonaten milde Temperaturen, bleiben die Schädlinge auch im Dezember und Januar umtriebig. Mittlerweile profitieren die Bewohner der mitteldeutschen Bundesländer – Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt – von einem zunehmend wärmeren Klima. An diesem finden gleichzeitig die Schädlinge Gefallen, sodass sich die Gebiete der Zecken ausweiten.
Die FSME-Erkrankungen stellen keine Einzelfälle dar, da ihre Inzidenz höher als ein Krankheitsfall pro 100.000 Einwohner liegt. Zu den Zecken-Gebieten in Thüringen zählen aus dem Grund:
- Gera,
- Greiz,
- Jena,
- Saale-Holzlandkreis
- und der Saale-Orla-Kreis.
Des Weiteren traten in den Landkreisen Hildburghausen und Sonneberg mehrere Erkrankungen durch den Zeckenstich auf. In Sachsen stellt der Vogtlandkreis ein Risikogebiet für FSME dar. In einer vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten Karte „FSME-Risikogebiete in Deutschland“ erhalten Sie einen Überblick über die Zecken-Gebiete. Das Gesundheitsministerium belegt, dass sich diese langsam ausweiten. Speziell in den angrenzenden Regionen kommt es vermehrt zu Zeckenbissen durch die virustragenden Spinnentiere.
Wo fühlen sich Zecken wohl?
Der Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Krankheiten, die Zecken übertragen, hält den Klimawandel für einen Grund für die Verbreitung der Zecken-Gebiete. Einen Beweis, der die These untermauert, findet Jochen Süß jedoch nicht. Zudem bevorzugen die Schädlinge in der Regel weder Hitze noch Trockenheit. Vielmehr fühlen sie sich an dunklen und feuchten Orten wohl.
Aus dem Grund existieren auch außerhalb der FSME-Risikoareale für die Zecken Gebiete, in denen sie mit Vorliebe leben. Dazu gehören beispielsweise Wälder und angrenzende Lichtungen, die ausreichend Kühle bieten. Bereits eine Temperatur von sechs bis acht Grad Celsius reicht den Tieren aus, um die Aktivphase zu starten. Ihre Wohlfühl-Temperatur liegt dagegen zwischen zehn und 25 Grad Celsius. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt für die Parasiten eine Rolle. Beträgt sie 70 bis 90 Prozent, siedeln sich die Zecken vermehrt in den jeweiligen Regionen an. Vorwiegend im Unterholz finden sie ihre favorisierten klimatischen Bedingungen.
Den Glauben, Zecken lauerten auf Bäumen auf ihre Opfer, entlarvten die Wissenschaftler bereits als Mythos. Lieber sitzen die Schädlinge auf Büschen und Gräsern. Aus dem Grund stellt auch der heimische Garten unter Umständen ein Gebiet für Zecken dar. Die Tiere warten auf einen Wirt und klammern sich an der Kleidung oder dem Fell fest. Anschließend wandern sie über den Körper, um eine geeignete Einstichstelle zu finden. Speziell dünne und gleichzeitig stark durchblutete Hautareale zählen zu den häufig gestochenen Körperregionen. Leben Sie in einem Risikogebiet oder spazieren durch den Wald, untersuchen Sie anschließend diese Hautstellen.
Zeckengebiete meiden – funktioniert das?
Um die Gefahr einer durch Zecken übertragenen Erkrankung zu vermeiden, halten Sie sich besser von Risikogebieten fern. Laufen Sie durch den Wald, gehen Sie aus dem Grund nicht ins Unterholz oder ins hohe Gras. Bleiben Sie auf vegetationsarmen Waldwegen, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Zeckenbefalls. Speziell in den Landstrichen mit einem hohen FSME-Risiko treten die Parasiten vermehrt im heimischen Garten auf. Daher bewährt es sich, zeckensichere Maßnahmen zu ergreifen.
Oftmals schleppen Mäuse und Vögel die Schädlinge ein. Die Nagetiere finden auf dem Komposthaufen Nahrung und schütteln die Zecken ab. Spielen Ihre Kinder oder Haustiere in diesem Bereich, kommt es zum Zeckenstich. Demnach besorgen Sie besser einen geschlossenen Komposter, um bereits dem Mäusevorkommen vorzubeugen. Auch Vögel leiden unter Zecken und schütteln diese ab. Darum platzieren Sie Vogelhäuser und Nistplätze besser nicht über der Terrasse oder auf dem Balkon.
Das Verhalten in den Risikogebieten
Besuchen Sie ein Zeckengebiet – beispielsweise bei einem Urlaub in Bayern – bewahrt Sie umsichtiges Verhalten vor den Einstichen. Beim Spazierengehen in Waldregionen tragen Sie geschlossene Kleidung und festes Schuhwerk. Als sinnvoll erweisen sich helle Textilien, da Sie krabbelnde Zecken schnell darauf erkennen. Zusätzlich stellen Zeckensprays nützliche Mittel gegen die Parasiten dar. Diese sprühen Sie auf Schuhe und Strümpfe, da sich die Tiere vorrangig im Beinbereich an die Kleidung klammern. Alternativ verwenden Sie natürliche Öle wie Lavendel oder Nelken als Zeckenschutz.
Unterwegs mit dem Hund bewährt es sich, eine Zeckenzange mitzunehmen. Erkennen Sie während des Ausflugs eine Zecke im Fell, entfernen Sie diese augenblicklich. Auf diese Weise verringern Sie das Übertragungsrisiko von Borreliose. Zusätzlich legen Sie Ihrem Haustier beispielsweise ein Zeckenhalsband an. Nach dem Aufenthalt im Freien erhält das nochmalige Absuchen nach Einstichen aller Familienmitglieder Relevanz.